„Wegen Unbespielbarkeit des Platzes …“

Es ist zuletzt jede Woche dasselbe Spiel: Können die Fußball-Partie der Emder Vereine auf eigenem Geläuf stattfinden oder nicht? Manchmal ist schon früh in der Woche abzusehen, dass Spiele definitiv nicht stattfinden werden. Doch die Vereine sind angehalten, so spät wie möglich abzusagen. Die Situation könnte sich ja bis zum Wochenende noch entschärfen. Und schließlich müssen die Paarungen ja irgendwann auch einmal durchgeführt werden. Nachholspieltage sind schlecht zu takten.

Womit ein weiteres Problem neben der Unbespielbarkeit der Plätze zutage tritt. Spiele in der Woche sind für einige Mannschaften schlecht zu organisieren, weil einige Fußballer im Schichtdienst arbeiten und dann eventuell nicht könnten. Dieses Problem kann natürlich auch den Gast betreffen, deshalb wollen die Vereinsvertreter und -trainer diesen Umstand auch nicht zu hoch in Richtung Wettbewerbsverzerrung bewerten.

Dennoch macht die Ungewissheit bis teilweise in den Sonntag hinein und auch die zuletzt schlechten Trainingsmöglichkeiten der Mannschaften den Trainern zu schaffen. Oft wird von Motivationsproblemen gesprochen. Nur auf dem Wall zu laufen, in der Halle oder auf dem bei vielen Fußballern ungeliebten Schlackeplatz zu trainieren, reicht den Spielern und Trainern nicht. Zumal das dadurch nicht optimale Training mit einer Spielabsage noch einmal negativ belastet wird. „Was soll das dann alles?” ist eine Frage, die viele beschäftigt.

Während bei der Umfrage der Emder Zeitung die Meinungen zu einer generellen Saisonverlegung von „Das wäre gut” bis „Wer will schon im November die Meisterfeier machen?” reicht, sind sich viele einig, dass Doppelspieltage die Situation entschärfen könnte. „Im vergangenen Jahr haben wir das im August und September gehabt, die Doppelspieltage kamen auch bei den Spielern gut an”, sagte beispielsweise der Teammanager von BW Borssum, Christian Fraas. Zur Erinnerung: In der Spielzeit 2016/2017 musste die Saison wegen der Fusion der vier ostfriesischen NFV-Kreise zu einem Großkreis Ostfriesland sehr früh beendet werden.

Auch Bernd Nessen, Trainer der Sportfreunde aus Larrelt, kann Doppelspieltage eine Menge abgewinnen. „Wir könnten eine oder zwei Wochen eher anfangen”, wäre seine Idee. Was nicht nur Nessen besonders ärgert, sind die schlechten Trainingsmöglichkeiten. „Da verlieren die Jungs irgendwann einmal die Lust.” Die Spielabsagen am Wochenende sieht er nicht ganz so kritisch, weil seine Mannschaft in der Bezirksliga ja nicht so weit fahren müsse.

Matthias Rosenfeld, Spielertrainer beim FC Frisia, kann bisher mit den drei Nachholspielen gut leben. Doch auch er denkt, dass mit jeder neuen Spielabsage die Situation nicht besser wird. „Ich habe zudem Leistungsträger im Schichtdienst.” Auf einem Freitag könnten die vielleicht Urlaub nehmen oder abends nach der Schicht-Pause gehen. Das habe mit Emdens mit Abstand größten Arbeitgeber bisher immer gut geklappt. „Ich finde es besser, wenn wir von März bis Oktober Saison hätten.” In einer dort terminierten Sommerpause könnten auch die Sportwochen stattfinden.

Was Spielausfälle angeht, ist der Landesligist BSV Kickers Emden sozusagen auf Rosen gebettet. Trotz der durchwachsenen Platzverhältnisse im Ostfrieslandstadion gibt es bisher erst ein Nachholspiel. Teammanager Arno Janßen gab aber zu Bedenken, dass die Mannschaft auch noch im Pokal antritt, Nachholspieltage da eher dünn gesät sind, je nachdem, wie weit Kickers im Pokal kommt. „Spiele in der Woche wären mit Blick auf eine Aufstellung eher schwierig.”

Amisia Stern hat in den vergangenen Wochen damit überrascht, dass in Wolthusen gespielt werden konnte. „Das ist im Moment aber eher grenzwertig für unseren Platz”, sagte Trainer Jörg Ulferts. Da müsse im Frühjahr viel Arbeit investiert werden. Die Drainage bei den Amisen wird alle drei/vier Jahre durchgespült, der Platz ist deshalb in einem bespielbaren Zustand. Eine Verlegung der kompletten Saison findet Ulferts nicht gut. „Da haben viele Urlaub, die nicht auf die Sommerferien angewiesen sind, das Zeitfenster in den Sommermonaten ist damit ziemlich groß.”

Das sieht auch Seyhmus Aldemir so. „Im Sommer hätte ich sehr große Probleme mit der Aufstellung”, sagte der Spielertrainer von FT 03 Emden. Deshalb ist für ihn eine Saison von März bis Oktober kein Thema. Dass der Gegner bei einem Heimrechtstausch aber immer auch einverstanden sein muss, verschärfe die Situation. „Wir versuchen, möglichst immer zu spielen.” Wenn das auf eigenem Platz ginge und der Gegner dann aber nicht einverstanden ist, sei das kontraproduktiv.

Ein weiteres Problem der Nachholspiele sieht Fraas. „Wir sollen am 11. Februar bereits wieder spielen, bei vier Wochen Vorbereitung müssten wir Anfang Januar wieder in den intensiven Trainingsbetrieb einsteigen.” Da müssten dann alle Spieler sehr flexibel sein. Flexibilität ist auch von den Concorden aus Suurhusen gefordert. Am 3. und 10. Dezember soll gespielt werden. „Dann haben die Spieler eine ganz kurze Adventszeit, und im neuen Jahr sollen wir bereits Ende Januar spielen”, sagte der 1. Vorsitzende Bernd Hasbach. „Dass es in diesem Jahr so nass ist, da konnte keiner mit rechnen.” 2016 wäre ein goldener Oktober mit fast 30 Grad gewesen, da habe es diese Probleme nicht gegeben.

Die Spielabsagen in dieser Saison werden sicherlich noch länger die lokale Fußballwelt beschäftigen. Alle sind sich einig, dass Kunstrasenplätze die Situation deutlich ins Positive verändern würden. Einer alleine reicht bei zwölf Emder Fußballvereinen aber bei weitem nicht aus. Und vielleicht haben die Fußballer ja in der Saison 2017/2018 wieder einen golden Oktober mit hohen Temperaturen. Dann werden Spielabsagen eher die Ausnahme sein, eine Diskussion darüber gar nicht im Gange. Und auch an schlechte Trainingsbedingungen müssten die Verantwortlichen dann keinen Gedanken verschwenden.

Quelle: Emder Zeitung vom Montag, 20. November 2017, Seite 15