Sportentwicklungsplan kommt – und jetzt?

Sportentwicklungsplan – Welche Empfehlungen umgesetzt werden, ist offen.

Der neue Sportentwicklungsplan für Emden ist beschlossene Sache. Der Sportausschuss im Stadtrat segnete die auf mehr als 200 Seiten zusammengefasste Analyse mit 20 Leitzielen und knapp 60 Empfehlungen am Dienstagabend ab. Damit kann sich eine sogenannte Steuerungsgruppe an die Arbeit machen und in den kommenden Jahren die verschiedenen möglichen Maßnahmen priorisieren und umsetzen – oder auch nicht. Denn trotz des Grünen Lichts seitens der Politik ist noch offen, welche Punkte aus dem umfassenden Werk letztlich abgearbeitet werden können, welche Wunschtraum bleiben oder sogar auf Widerstand treffen und verworfen werden müssen.

Missverständlich

„Es geht heute nicht darum, die einzelnen Maßnahmen zu beschließen, sondern darum, dass die Steuerungsgruppe sich damit befassen kann. Deren Vorschläge werden dann im Sportausschuss vorgelegt“, erklärte Michael Groeneveld, Fachdienstleiter Schule und Sport. Diese Erklärung schien notwendig, denn die Beschlussvorlage las sich anscheinend durchaus missverständlich. Insbesondere die SPD-Fraktion hakte deshalb noch einmal nach, welche Folgen ihre Zustimmung in der Praxis hat. Aber wie gesagt: Die Stadt gab Entwarnung.

Vorsicht und Skepsis

Die Vorsicht der Politik dürfte aber auch aus der Skepsis herrühren, mit der manche Sportvereine, insbesondere die Fußballer, dem Vorhaben begegnet sind. Im Sportentwicklungsplan wird unter anderem die Bildung von Zentren vorgeschlagen (wir berichteten) , um den verschiedenen Herausforderungen der Zukunft (weniger ehrenamtliches Engagement, weniger Spieler und Trainer, schwierige Instandhaltung der Sportplätze) zu begegnen. Bei den Fußballvereinen stieß der Punkt „Neustrukturierung der Sportplätze und deren Entwicklungsperspektiven“ allerdings auf wenig Gegenliebe. „Die Vereine wollen auf ihrem Gelände bleiben“, fasste Peter Bartsch, Vorsitzender des Stadtsportbundes (SSB), das Ergebnis einer Informationsveranstaltung zusammen.

Absichtserklärung

Rollen also nun die Bagger an, stampfen in Borssum einen neuen Kunstrasen aus dem Boden und verwandeln den Rasenplatz in Wolthusen unter Protest in Bauland? Nein, gegen den Willen der Vereine soll nichts laufen. „Das ist mehr eine Absichtserklärung bis 2035“, erklärte Bartsch am Rande des Ausschusses gegenüber der Redaktion. Außerdem: Sobald irgendetwas Geld kostet, muss der Sportausschuss erneut abstimmen. Und Geld ist bekanntlich knapp.

So schnell wird es mit der Umstrukturierung der Emder Sportlandschaft also nicht gehen. Allerdings ist nicht unwahrscheinlich, dass manche Nöte der Sportvereine so drängend werden, dass Zusammenlegungen und Zentralisierungen schlicht notwendig werden könnten. Wandel durch die normative Kraft des Faktischen sozusagen.

Böses Wort mit „K“

Das „böse Wort mit K“ (Kunstrasen), wollte Fachdienstleiter Groeneveld aber am liebsten ausklammern. Er wies darauf hin, dass der Sportentwicklungsplan viel mehr ist als die Diskussion um die Sportplätze. Er sieht nämlich unter anderem auch vor, mehr Angebote und Räume für Sport und Bewegung im öffentlichen Raum und in Schulen zu schaffen und die Strukturen des Sports zu stärken. Wie genau das dann aussieht, wird sich zeigen. Vielleicht schon in einem der kommenden Sportausschüsse.

Quelle: Emder Zeitung vom 08.06.2023
www.EmderZeitung.de