Fuliminantes Comeback für die Stadtmeisterschaft

Hallen-Fußball – rund 3.000 Zuschauer verwandeln Nordseehalle in Hexenkessel – Larrelt triumphiert im Finale gegen Kickers.

Totgesagte leben länger: Das gilt anscheinend auch für Fußball-Turniere. Denn die Emder Stadtmeisterschaft in der Nordseehalle hat nach einer dreijährigen Zwangspause und einem möglichen Aus ein fulminantes Comeback gefeiert. Rund 3000 Zuschauer – 1400 am ersten und 1600 am zweiten Turniertag – sorgten für eine prächtige Atmosphäre, 16 Mannschaften für das sportliche Spektakel. Am Ende durften einmal mehr die Sportfreunde aus Larrelt den Pokal, der jetzt ID.7-Cup heißt, in die Höhe recken. Im Finale schlugen sie, wie schon 2019, den großen Favoriten Kickers Emden mit 4:2. Damit verteidigten die Sportfreunde den Titel und holten ihre insgesamt neunte Stadtmeisterschaft.

Wie lief das Finale?

Zunächst verdaddelten die Larrelter hinten den Ball und Kai Kaisses ließ sich nicht zweimal bitte: 1:0 für Kickers. Doch Larrelt machte, was Larrelt eben so in der Halle macht: Torsten Mammen und Nils Boekholder brachten die Sportfreunde mit 1:2 in Führung. In der Folge schwächte sich Kickers selbst. Zunächst stieß Yanic Konda Larrelts Tobi Damm um. Dafür erhielt Konda eine Zwei-Minuten-Strafe (Damm, der ein wenig theatralisch gefallen war, allerdings auch). Dirk Frerichs glich zwar zum 2:2 aus. Doch dann musste Kickers-Akteur David Schiller wegen Foulspiels für zwei Minuten vom Feld. In Überzahl traf Bastian Beekhuis für Larrelt zum 2:3. Kickers musste in der Schlussphase kommen – und Larrelt nutzte das. Plötzlich war ein bisschen Platz, Larrelt mit Übersicht, Mammen auf Damm, Damm auf Boekholder und der hämmert ihn rein zum 2:4. Damit war Kickers K.o. „In der Halle entscheiden manchmal Kleinigkeiten. Der Spaßfaktor war hoch, der Wille war da, das Ding zu gewinnen. Aber Larrelt hat eben auch diese sechs, sieben, acht guten Hallenspieler“, sagte Oberliga-Trainer Stefan Emmerling anerkennend. Auch er machte die beiden Zwei-Minuten-Strafen als möglichen Knackpunkt aus.

Welche Überraschungen und Highlights gab es?

Fast ein wenig unbeachtet blieb der Erfolg der SG Rot-Weiß/ Kickers II. Der Club aus der Ostfrieslandklasse A holte mit vielen jungen Talenten den dritten Platz, setzte sich im Neunmeterschießen gegen Bezirksligist BW Borssum durch. Im Halbfinale hatte man der Emmerling-Auswahl solide Gegenwehr geliefert und 2:5 verloren. Ein weiteres Highlight war das zwischenzeitlich unverhoffte Halbfinale zwischen Larrelt und Borssum. Unverhofft, weil Borssum sich in der Zwischenrunde einen Ausrutscher gegen Amisia Stern Wolthusen (1:2 verloren) erlaubte und auf Schützenhilfe aus Loppersum angewiesen war. Und tatsächlich: Loppersum schlug Amisia 1:0. Bitter für die Wolthuser, die es so verpassten, ins Halbfinale einzuziehen und sich für ein ansonsten starkes Turnier zu belohnen. So aber durften sich die Borssumer freuen. Und die Chance aufs Endspiel wollten sie nutzen. Tatsächlich war BWB die Mannschaft, die Larrelt am nächsten an den Rand einer Niederlage brachte. Weil Jendrik Engelke kurz vor Schluss das 3:3 machte, ging es ins Neunmeterschießen. Dort setzte Borssums Andreas Handschuh den Ball aber ins Fangnetz statt ins Tornetz. Larrelt traf und stand im Finale.

Überraschend: Bezirksligist Hinte verabschiedete sich schon am ersten Turniertag nach einer schlechten Leistung. Stark: Marcel Rosenboom führte die Torjägerliste nach dem ersten Tag an (5 Tore), obwohl sein Verein Concordia Suurhusen in der Vorrunde ausschied.

Wer waren die besten Spieler des Turniers?

Das ist natürlich sehr subjektiv. Klar ist aber: Die erfolgreichsten Torschützen kommen aus Larrelt: Nils Boekholder und Tobias Damm erzielten jeweils acht Tore und teilten sich die Torjägerkanone. Die ging prompt bei der Jubel-Orgie der Larrelter „Feierbiester“ zu Bruch. Zum besten Nachwuchsspieler wurde Nico Möhle (Kickers Emden) gekürt. Die Trophäe für den besten Torwart ging an Lars Küßner (Rot-Weiß/ Kickers II). Erstmals prämiert wurde ferner das beste Fanlager. Hier gewannen die Borssumer, die mit kreativen Gesängen („Schu, schu, schu, scha, scha, scha, Andreas Handschu ist wieder da“) und einem fairen Abschied für ihre im Halbfinale gescheiterte Mannschaft punkten konnten. Der Anhang aus Larrelt hatte auch ziemlich Alarm gemacht und mehrfach ein grün-weißes Transparent hochgezogen. Die Sportfreunde zeigten sich unglücklich mit der Juryentscheidung.

War das Turnier nach der langen Pause ein Erfolg?

Definitiv. Die ausrichtenden Vereine BW Borssum und Concordia Suurhusen sowie das Team von Kulturevents Emden dürfen sich auf die Schulter klopfen. Von allen Seiten hagelte es Lob und Anerkennung für ein sehr gut organisiertes Turnier. Über die Rettung der Stadtmeisterschaft, die zwischenzeitlich wegen fehlender Ausrichter auf der Kippe stand, herrschte bei allen Vereinen große Erleichterung, Dankbarkeit und Freude. Der Emder Fußball sei der eigentliche Gewinner, so der Tenor. Kein Wunder also, dass auch die Ausrichter glücklich waren. „Sowohl die Anzahl der Zuschauenden als auch die Stimmung haben diesem Sportevent einen würdigen Rahmen gegeben und machen Lust auf 2024“, fand Dennis Igelmann, Vorsitzender von Concordia Suurhusen. Christian Fraas von BW Borssum ergänzte: „Wir sind mega zufrieden und erleichtert. Man ist doch mit ein bisschen Nervosität ins Turnier gestartet, hat ja auch dreimal nicht stattgefunden. Es war also schon ein kleines Wagnis (…). Es bleibt ja ein Restrisiko: Geht alles gut? Hat man an alles gedacht? Ich denke, das kann man jetzt alles mit ,ja’ beantworten.“

Quelle: Emder Zeitung vom 02.01.2024
www.EmderZeitung.de