Flutkatastrophe im Ahrtal noch lange präsent

Ein besonderes Trainingslager – C-Jugend aus Adenau erwartete in Emden ein kleines Programm und zwei Testpiele.

 

 
Sie haben in ihrer kleinen Stadt Adenau Glück gehabt bei der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr im Ahrtal, doch auch die Stadt selbst hat in der Vergangenheit Bekanntschaft mit dem Hochwasser der Ahr gemacht. Doch präsent ist die Flutkatastrophe 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit mindestens 180 Toten trotzdem – auch in Adenau .

Auf Einladung vom Stadtsportbund (SSB) Emden ist jetzt eine C-Jugendmannschaft der Jugendspielgemeinschaft (JSG) Adenau seit Sonntag zu Besuch in Emden. Am Donnerstag geht es wieder zurück in die Heimat. Zwei Testspiele gegen die C-Jugenden von Eintracht Emden JFV und FC Frisia standen ebenso auf dem Programm wie eine Kanu-Tour auf den Kanälen Emdens sowie heute ein Besuch der Nordseeinsel Borkum.

Viele aus der Stadt waren im Einsatz im Ahrtal.

„Wir haben die Einladung gerne angenommen“, sagte JSG-Trainer Bernd Boeder im Gespräch mit der Sportredaktion dieser Zeitung. „Wir waren von der Flutkatastrophe in der Stadt nicht direkt betroffen, haben aber Fälle im Team.“ Die Stadt Adenau liegt etwas höher. „Wir haben zwei große Regen-Rückhaltebecken und die haben uns gerettet.“ Viele aus Adenau waren im Einsatz an der Ahr. Sowohl Boeder als auch Trainer Hilko Greten, ein gebürtiger Emder, denken, dass die Planungen und der Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten noch jahrelang dauern wird. „Und einige möchte dort auch nicht mehr wohnen, wollen ihre zerstörten Häuser nicht mehr aufbauen und ziehen jetzt weg“, so Greten.

In Adenau selbst ist der Ascheplatz durch eine Zeltstadt besetzt. „Wir waren Evakuierungsort für das Ahrtal“, sagte Boeder. Und auch sonst hilft der Verein in Adenau anderen Vereinen, deren Plätze und Sportheime ein Opfer der Flut geworden sind. Die Bilder der Katastrophe lassen auch die beiden Trainer nicht los. Und sie sagen auch ganz klar, dass die Kinder- und Jugendpsychiater zurzeit in den betroffenen Gebieten ordentlich gefordert sind. So gesehen kommt auch für das C-Jugendteam der nicht alltägliche Ausflug an die Küste gerade recht und ist eine schöne Abwechslung vom Alltag.

Die Vereine müssen mehr zusammenrücken.

Auf die Frage, wie die Saison 2021/2022 für das JSG-Team verlaufen ist, geben die beiden Trainer Entwarnung. „Es war eine normale Saison für uns mit den normalen Ausfällen aufgrund von Corona“, so Greten. Zwölf Mannschaften aus dem Ahrtal sind von der Flutkatastrophe betroffen. Hilfe untereinander ist da nicht nur ein Muss. „Da müssen wir alle enger zusammenrücken“, sagte Boeder. Auch die JSG hat also einige Heimspiele dann auswärts absolvieren müssen, weil der eigene Platz besetzt war. „Dazu unterstützen wir andere Vereine, indem wir unseren Platz zur Verfügung stellen“ Und auch zukünftig werden die Plätze sicherlich zusammengelegt. „Viele kleine Vereine, die jeder einen Platz hatten, werden sich dann einen teilen müssen, ich denke, dass dann aus drei Plätzen einer zentral gebaut wird“, ist sich Boeder sicher.

Bedanken möchten sich beide Trainer auch im Namen der Mannschaft für die Einladung, an erster Stelle natürlich bei Peter Bartsch. „Über unseren Kreisvorsitzenden Dieter Sesterheim kam der Kontakt zustande“, sagte Boeder. Sie haben damit gerechnet, dass sie in der Jugendherberge unterkommen. Das es jetzt das Hotel Faldernpoort wurde, sorgte bei allen im Team für Begeisterung. „Die Lotto-Sport-Stiftung Niedersachsen hat uns da tatkräftig unterstützt, so dass das Team vier Tage hier in Emden verbringen kann“, sagte Bartsch. Danke sagen möchten die JSG-Trainer auch den beiden Mannschaften der Testspiele und dem Förderverein Van-Ameren-Bad. Dazu gab es von der Ostfriesischen Volksbank durch Rainer Hoffmann, Bereichsleiter und Prokurist/Privatkundengeschäft im Marktbereich Emden-Krummhörn, 500 Euro für die Borkumfahrt.

14-Jähriger spricht offen über die Folgen der Flut.

Auf diese Fahrt geht natürlich auch der Mannschaftskapitän der JSG Adenau, Peter Boeder. Der 14-Jährige sprach im Gespräch mit der Sportredaktion ganz offen über die Flutkatastrophe, die sich in seiner Nachbarschaft abspielte. „Viele Fußballvereine aus unserer Region haben ihren Platz verloren. Bei uns sind nur ein paar Spieler von der Flutkatastrophe direkt betroffen. Denen haben wir mit einer Spendenaktion geholfen“, sagte der Mannschaftskapitän, der sich für sein Alter erstaunlich professionell ausdrückte. „Ein Trainer und sein Sohn sind schwer betroffen – die Pension und das Haus wurden überflutet. Das Haus von einem Spieler aus dem Nachbarort war nicht mehr bewohnbar. Es konnte zwar gerettet werden, aber er ist trotzdem umgezogen. Wir haben dann gesammelt, weil sie finanzielle Unterstützung brauchen“, sagte Boeder.

Das Leistungsteam wurde frisch zusammengestellt.

Der 14-Jährige fühlt sich aktuell in Emden sichtlich wohl. „Hier ist es sehr schön. Wir wurden herzlich begrüßt und die Stimmung ist sehr gut.“ Sein Team wurde zwar erst neu zusammengestellt, Boeder und die anderen Leistungsträger haben sich aber bereits angefreundet. Auch drei Spielerinnen sind mit nach Emden gereist. „Insgesamt sind bei uns 34 Spieler in der Jugend. Aus den Stärksten wurde dann eine Leistungsmannschaft gebildet“, erklärte der Kapitän.

Sportlich lief es für die JSG Adenau zuletzt sehr gut. Das neu zusammengestellte Leistungsträgerteam schaffte den Aufstieg in eine Zwischenliga, verpasste den Sprung in die Bezirksliga dann nur ganz knapp. Spielstark sind die Jungs und Mädels der JSG Adenau aber allemal.

Im Testspiel gegen die Eintracht aus Emden überzeugte das Leistungsträgerteam mit sehenswerten Spielzügen. Die Gäste schalteten schnell um, zeigten ein sehenswertes Kombinationsspiel über mehrere Stationen und unterbanden die Angriffe der Emder gekonnt. Am Ende fuhren die Gäste aus Adenau einen deutlichen 5:1-Sieg gegen die Emder ein.

Quelle: Emder Zeitung vom 27.07.2022
www.EmderZeitung.de