Erstmals wieder Sporttreff – auch für Ukrainer

YOUgend integrate – Mehr als 50 Flüchtlinge beim Auftakt in der Bronshalle – Manche sind schon lange dabei.

Auch noch ein Angebot: Hinten wird geturnt, vorne Tischtennis gespielt. BILD: privat
Ballsport geht immer: Das galt auch für den Sportsonntag in der Bronshalle. BILD: privat

Zwei Jahre lang war Corona-bedingt Pause. Für das erste gemeinsame Treffen waren zwar weitgehend alle Hürden beseitigt. Dennoch hatten die Initiatoren der Sportgruppe eine kleine Teststation durch die Johanniter im Eingangsbereich des ETV aufbauen lassen. Die meisten Gäste nahmen das freiwillige Vorsorge-Angebot auch völlig selbstverständlich an. Alles andere als selbstverständlich war dabei die Mithilfe der vier Mitarbeiter der Johanniter, die an diesem Tag ehrenamtlich arbeiteten.

Im Vorfeld geworben.

Wie der harte Kern von YOUgend integrate. Etwa zwei Hände voll Übungsleiterinnen sowie Sportlehrerinnen und Sportlehrer kamen. Sie sind teils schon seit Ende 2015 dabei, seit der ersten Flüchtlingswelle aus Syrien. Jetzt gibt es wieder großen Bedarf. Sowohl, weil nach der Corona-Pause der Drang nach Bewegung in dieser besonderen Gemeinschaft groß ist. Aber auch, weil mit dem russischen Angriffskrieg wieder neue Flüchtlinge nach Emden kommen.

Im Vorfeld des Auftakttermins hatten die Organisatoren in Barenburg, der neuen Flüchtlings-Aufnahmestelle für Ukrainer, für ihr Angebot geworben. Unterstützt wird die Initiative von einem Dolmetscher aus Tadschikistan, der Russisch und Deutsch spricht. Außerdem sorgte wohl Mundpropaganda für den Zulauf am Sonntag. „Die sind alle sehr gut miteinander vernetzt“, sagte Chae.

Etwa die Hälfte der Mitturner vom Sonntag kam aus der Ukraine, die andere Hälfte aus Syrien, Afghanistan und diversen anderen Ländern. Und was Eun-Heui Chae besonders freute: Zum Auftakt kamen einige, die schon bei der Premiere Ende 2015 dabei waren. „Aus diesen Jugendlichen sind Erwachsene geworden, einige mit jetzt schon eigener Familie“, sagte Chae. „Es hat so gutgetan, sie wiederzusehen. Es ist einfach toll, ihre Entwicklung zu sehen.“

„Viele sind geblieben“.

Die 2015 teils nur mit einer Plastiktüte in der Hand in Emden angekommenen syrischen Flüchtlinge beispielsweise, die jetzt alle in Ausbildung sind oder sogar schon gute Jobs hätten. Als Physiotherapeut, Mechatroniker oder Pflegefachkraft im Krankenhaus oder anderswo. „Erstaunlich viele sind in Emden geblieben“, sagte Chae. „Die meisten wissen es auch zu schätzen, dass hier nicht nur geredet, sondern gemacht wird.“

Zu den Machern gehört im Übrigen auch die Lerngruppe für Jugendliche von YOUgend integrate, die auch während der Pandemie immer weiterlief, online oder per Telefon. Wiederum mit einem harten Kern Ehrenamtlicher, meist ehemaliger Lehrer. Teils im 1:1-Unterricht, teils 1:3, vielfach mit Vermittlung über die IGS-Lehrerin Kamila Gerlec. Sie wird voraussichtlich auch zum neuen Schuljahr gefragt sein, wenn sich die Lerngruppe neu sortiert und sicher auch ukrainische Jugendliche aufnehmen muss.

Beim Sportnachmittag von YOUgend integrate sind die Neuen auf jeden Fall schon angekommen. Die fremde Sprache ist dabei kein Hindernis. Denn das Projekt will eben mit Sport Gemeinsamkeit auf andere Weise schaffen. Basketball, Fußball, Volleyball, Badminton, Jonglieren, Klettern und Trampolin-Turnen für die Kleinen – dabei braucht man zunächst nicht viel Worte, wie Eun-Heui Chae sagt. Im Anschluss an die zwei Stunden Sport gibt es allerdings immer Kaffee und selbstgemachten Kuchen. Spätestens dann werde viel gequatscht, egal in welcher Sprache.

Quelle: Emder Zeitung vom 20.05.2022
www.EmderZeitung.de