Wie auf einem Wohnzimmer-Teppich

Hybridrasen bei FT 03: Die EZ schaut sich die Spielstätte einmal an. Eicklenborg: Mehr solcher Mischrasenflächen anlegen.

Es stören eigentlich nur die Geräusche, die von der nahen Petkumer Straße kommen: Sonst könnte mit geschlossenen Augen beim Überschreiten des neuen Hybridrasen-Stückes auf der heimischen Spielfläche bei FT 03 Emden das Gefühl hochkommen, auf einem Wohnzimmer-Teppich zu laufen. Und das, obwohl viel Regen in den letzten Tagen gefallen ist und dem eigentlichen Naturrasen zugesetzt hat.

Bei der Begehung mit dem FT-Vorsitzenden Ralf Eicklenborg „warnt” der vorher, dass sich gleich ein ganz anderes Gefühl einstellen wird. Vorher geht es über den „normalen” Rasen, die Schuhe sind entsprechend schon nach einigen Schritten nass. Der Boden ist weich und tief. Selbst wenn gerade niemand trainiert, ist die Rutscherei der Spieler bildlich immer vor Augen. Dazu kommt die eigene Angst, bei jedem neuen Schritt auszurutschen und sich hinzulegen. Der Rasen sieht teilweise ruiniert aus, trotz der intensiven Pflege der Rentnerband, die sich alle Mühe gibt, die Spielfläche ihrer Bestimmung zukommen zu lassen, nämlich die, dass darauf gespielt werden kann.

Und dann kommt das kleine Stück Hybridrasen vor dem Tor auf der Sportheimseite. Rein optisch fällt sofort die klare Abgrenzung zur üblichen Spielwiese auf. Und auch die nassen Grashalme, die fehlenden Grasstellen und das leichte Rutschen sind auf einmal Fehlanzeige. Es läuft sich wie auf einem Wohnzimmer-Teppich. Nichts ist nass, der Boden sieht kaum strapaziert aus, obwohl der Hybridrasen dort angelegt wurde, wo der Torwart seinen Hauptarbeitsplatz hat. Auf jeder Spielfläche landauf, landab ein hochsensibler Bereich, der manchmal wie umgepflügt aussieht.

Eicklenborg ist zufrieden mit dem, was er hier präsentieren kann. „So könnten wir viel länger spielen”, sagte er. Mit so meint er, wenn die gesamte Spielfläche als Hybridrasen angelegt wäre. Bei FT 03 ist in Planung, ab dem 16-Meterraum des Punktspielfeldes bis zum Ende des Vereinsgeländes in Blickrichtung Autobahn einen Hybridrasenplatz anzulegen. „Dann können wir auch bei diesen Witterungen trainieren.” Seit drei Wochen tun die Fußballer das in der FT-Halle, weil nach einem Training der Platz völlig ruiniert wäre. „Wenn die Grasnarbe kaputt geht, braucht es viel zu lange, bevor man den Platz wieder nutzen könnte”, sagte Eicklenborg. Und: „Wir investieren so um die 4000 Euro plus Arbeitsleistung in den Trainingsplatz und spätestens nach sechs Wochen ist der wieder hinüber.” Im Grunde sei es damit rausgeschmissenes Geld.

Ein Manko des „Wohnzimmer-Teppich-Rasens” sind natürlich auch die Kosten. Bei FT 03 werden die beim Trainingsplatz um die 150 000 Euro liegen. „Wir haben die Kosten gedrittelt, werden 50 000 Euro in Eigenleistung stemmen.” Der FT-Vorsitzende ist sehr froh, dass der Verein vom Stadtsportbund (SSB) intensiv unterstützt wird. Das zweite Drittel soll als Zuschuss vom Landessportbund erbracht werden. „Wir können uns auf die Hilfe von Hans-Jürgen (Wehmhörner, SSB-Vorsitzender) verlassen.” Und auch die Ratsfraktionen der Stadt Emden, die Stadt soll das dritte Drittel übernehmen, haben signalisiert, das Projekt wohlwollend zu begleiten.

Und dennoch reicht es für Eicklenborg nicht aus, wenn zu lange gewartet wird. „Wir bräuchten viel mehr solcher Plätze in Emden.” Und zwar dringend. „Seit drei Jahren können wir schon so früh im Herbst nicht mehr ausreichend trainieren und teilweise spielen.” Wie anders wäre das auf einem Hybridrasen. Dessen Belastungspotenzial können sich auch die Vertreter der anderen Vereine einmal anschauen.

Eicklenborg möchte gar nicht darauf eingehen, dass die Vereine eine Menge Sozialarbeit leisten, die Kinder von den Straßen holen und auch in Sachen Integration viel bewegt haben. Das hält er für selbstverständlich. Trotzdem seien auch die Mittel bei FT 03 nicht unbegrenzt vorhanden. „Mit der Übernahme von einem Drittel haben wir uns schon sehr weit bewegt.” Zudem sei der FT-Platz ein städtischer, die Stadt Emden sozusagen finanziell auch in der Pflicht. „Sie würde davon auch profitieren”, ist sich Eicklenborg sicher. Dementsprechend hofft er auf einen positiven Bescheid, wenn es um die Finanzierung des neuen Trainingsplatzes geht.

Die größten Vorteile des Hybridrasens: Er ist nicht nur deutlich günstiger, sondern auch extrem robuster als der Naturrasen. Auch bei der aktuellen Begehung von Eicklenborg mit der Emder Zeitung ist von Grätsch-Furchen und Torraum-Kuhlen nichts zu sehen. Hier möchte man fast sein Sofa hinstellen – doch das wäre sicherlich nicht im Sinne der Fußballer. Und um die geht es ja schließlich.

Quelle: Emder Zeitung vom Donnerstag, 2. November 2017, Seite 17