Verständigung klappt mit Händen und Füßen.
Serie Ehrenamt – Erika Bastan engagiert sich seit vielen Jahren in der Flüchtlingshilfe – Angefangen hat es in einem Urlaub.
Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht: Es braucht noch mehr ehrenamtliches Engagement als zuvor, sei es im Impfzentrum, bei der Fürsorge für ältere Menschen oder Menschen in häuslicher Quarantäne, die Lebensmittel benötigen. Ob bei der Nachhilfe von Schülern, in der Altenpflege, Flüchtlingshilfe oder in vielen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens – ohne die vielen Freiwilligen, die mit ihrem Wirken etwas für die Gesellschaft tun, wäre für viele die Lebensqualität deutlich geringer. In unserer Serie „Ehrenamt“ stellen wir einige dieser Menschen vor. Heute: Erika Bastan.
Jeder zweite Sonntag im Monat ist im Kalender der 61-jährigen Erika Bastan geblockt. Denn dann engagiert sie sich in der Emder Flüchtlingshilfe „Yougend Integrate“ und sorgt dafür, dass Flüchtlingskinder bis 13 Jahren einige Stunden nach Herzenslust springen, klettern, hüpfen und balancieren können. Die Mütter dürfen dabei sein. Der Geräteparcours, den sie mi t zwei weiteren Freiwilligen zuvor aufbaut, ist immer wieder anders, sagt sie. „Sonst wäre es langweilig.“ Rund zwei Stunden darf getobt werden. Das fördert die Beweglichkeit der Kinder. Die Kleinen machen es den größeren Kindern nach, sagt Bastan. Die Kinder freuen sich.
Diese Fröhlichkeit stimme auch sie selbst glücklich und zufrieden. Doch nach dem Bewegungsprogramm in der Gerätelandschaft ist noch nicht Schluss. Den beiden Stunden schließt sich noch eine gemeinsame Kaffee- und Kuchenrunde mit den Müttern an. Sie dient dem besseren Kennenlernen. Die Verständigung erfolgt mit Händen und Füßen. „Es klappt“, sagt sie. Zwischenzeitlich entwickelten sich sogar Freundschaften zwischen Flüchtlingen aus verfeindeten Herkunftsländern. Das freut sie besonders.
Beruflich ist Erika Bastan in Vollzeit in der Betriebskrippe des Emder Krankenhauses beschäftigt. In ihrer Freizeit dominiert der Sport schon seit etlichen Jahren. So ist sie auch als Übungsleiterin beim Emder Turnverein (ETV) und auch beim Niedersächsischen Turner-Bund (NTB) aktiv.
Dass sie sich auch für die Flüchtlingshilfe einsetzt, geht auf einen Urlaub vor sieben Jahren zurück. Erika Bastan besuchte damals ihre Tochter, die mit ihrer Familie in Wismar an der Ostsee lebt. Damals flohen viele Menschen vor dem Bürgerkrieg in Syrien und suchten Schutz in Europa. „Meine Tochter ist sozial sehr engagiert“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Eines Tages habe ihre Tochter sie gefragt, ob sie Interesse habe, beim Deutschen Roten Kreuz einmal mitzuhelfen. Die sportliche Emderin hat dann zusammen mit ihrer Tochter nicht nur einen Tag lang für viele Flüchtlinge gekocht, wie sie sagt.
Bei ihrer Rückkehr bat Eun-Heui Chae, eine der beiden Gründerinnen von „Yougend Integrate“, Erika Bastan, sich sportlich bei der Emder Flüchtlingshilfe einzubringen. „Ich würde gerne mehr machen“, gesteht Erika Bastan. Aber solange sie noch arbeitet, reicht die Zeit dafür nicht.
Quelle: Emder Zeitung vom 23.05.2022
www.EmderZeitung.de