„Die Friesentherme muss geöffnet bleiben“

Schulsport – Schwimmkoordinator Jan Junker sieht Probleme – Schon jetzt sind Unterrichtszeiten im Wasser begrenzt.
 
Kernkompetenz Schwimmen: Gerade in einer von Wasserläufen durchzogenen Stadt wie Emden gehört das für Jan Junker vom Stadtsportbund unbedingt dazu.
 
Das Schwimmenlernen ist wichtig, aber heute leider nicht mehr selbstverständlich, weiß Jan Junker, beim Stadtsportbund für die Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen verantwortlich.

Jan Junker hat vor vielen Jahrzehnten selbst im unbeheizten Freibad in Emden das Schwimmen gelernt. Trotzdem hält der 74-Jährige, der beim Stadtsportbund für die Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen verantwortlich zeichnet, nichts davon, den Schwimmunterricht im kommenden Sommer in die Emder Freibäder zu verlegen. Oberbürgermeister Tim Kruithoff (parteilos) hat in der vergangenen Woche bekanntgegeben, dass das Emder Hallenbad im Zuge der Eröffnung des Freibades Borssum künftig von Mitte Mai bis zum Ende der Sommerferien geschlossen wird. „Die Friesentherme muss geöffnet bleiben“, fordert der pensionierte Lehrer. Sein Argument: „Kälteres Wasser macht Schwimmenlernen problematisch.“

Kernkompetenz

Mindestens 26 Grad Wassertemperatur seien notwendig. Das sei in den Freibädern nicht gegeben, hinzu kämen nicht kalkulierbare Temperaturen und Wetterverhältnisse. „Die Kinder sind heute viel empfindlicher“, glaubt er. Sie wie auch die Lehrerkollegen zögen sich schneller Erkältungen zu. Ganz zu schweigen von den Eltern, „die heute viel ängstlicher sind“, sagte Junker, der 45 Jahre lang als Lehrer im Schuldienst war. Schwimmen gehört für ihn gerade in einer von Wasserläufen durchzogenen Stadt wie Emden zu Kernkompetenz eines jeden. „Wenn man nicht schwimmen kann, birgt das große Gefahren.“

Ausbildung leidet bereits

Und die Schwimmausbildung hat in den vergangenen zwei Pandemiejahren sowieso schon gelitten. Eigentlich ist Schwimmen nämlich ab der dritten Klasse Pflicht. Wie die Schulterlernratsvorsitzende Zerrin Mentjes im Gespräch mit dieser Redaktion berichtete, habe ihre zehnjährige Tochter erst jetzt in der fünften Klasse, und dann auch nur vier Mal, Schwimmunterricht in der Schule. Hinzu kommt, dass aufgrund von fehlenden Wasserflächen und der hohen Anzahl an Klassen in Emden – allein in den Grundschulen sind es laut Junker rund 350 Kinder – für viele Schulen nur ein vierteljährlicher Rhythmus möglich sei, erklärte er. Und Junker muss es wissen, schließlich ist er für die Einteilung der Kurse und Schulen in der Friesentherme zuständig. Danach gibt es für die meisten Schüler nur einmal die Woche Unterricht im Hallenbad und zwar für eine Stunde. Im kommenden Sommer auch darauf noch zu verzichten, darin sieht der 74-Jährige keine Option.

Ohne „Oberaufsicht“

Um die Personalengpässe, die der Grund für die aktuell geplante Schließung der Friesentherme im kommenden Sommer sind, auszugleichen, schlägt er deshalb eine Alternative vor: Schwimmlehrer sollten mit ihren Klassen ohne „Oberaufsicht“ durch den Betreiber das Bad nutzen dürfen – so wie es auch früher gang und gäbe gewesen sei. Nur so könne sichergestellt werden, dass nicht noch mehr Kinder – schon jetzt böten viele weiterführende Schulen in Emden reine Nichtschwimmerkurse in den Mittagsstunden an – künftig als unsichere Schwimmer gelten.

Quelle: Emder Zeitung vom 14.10.2022
www.EmderZeitung.de