Zukunft – Experten sehen im SSB einen „zentralen Player“ – Er könnte sogar den Papierkram der Vereine übernehmen.
Die gut 200 Seiten nehmen die Fraktionen, der Sportbund und die Stadtverwaltung nun mit ins stille Kämmerlein und beraten darüber, welche Empfehlungen wann und wie umgesetzt werden (können). Im Dezember soll der Sportentwicklungsplan dann beschlossen werden.
In der Analyse der Experten sind 20 Leitziele und 58 Empfehlungen genannt, darunter die umfassende Neustrukturierung von Sportanlagen und Zentrenbildung in einigen Emder Stadtteilen (wir berichteten). Ein weiterer Leitsatz: „Der Stadtsportbund entwickelt sich zum Dienstleister für seine Mitglieder“. Demnach soll der SSB unter anderem vermehrt Aus- und Fortbildungen vor Ort organisieren und für Mitgliedsvereine die Rolle einer zentralen Geschäftsstelle übernehmen. Das bedeutet, dass ihm zum Beispiel die Mitgliederverwaltung, der Schriftverkehr und das Stellen von Anträgen einzelner Vereine zufallen. „Wir haben etwa 16.000 Vereinsmitglieder in Emden. Wenn der Stadtsportbund da die Verwaltung übernimmt, hinter jeder zurückkommenden Lastschrift hergeht, dann kann man sich ausrechnen, was da draufkommt“, sagte SSB-Chef Peter Bartsch auf Nachfrage der Redaktion. „Dann sind wir bei Vereinen von der Größe von Arminia Bielefeld und dem Vfl Bochum“, schmunzelte Bartsch.
Oberbürgermeister Tim Kruithoff relativierte im Gespräch: „Das ist eher ein Angebot für die kleineren Vereine, die großen kriegen das selber hin.“
Da der SSB aber nach Möglichkeit auch eine Übungsleiterbörse und eine Materialbörse koordinieren und noch einige weitere Aufgaben übernehmen soll, könnte es mittelfristig kuschelig werden in der Geschäftsstelle in der Großen Straße.
Tatsächlich lässt sich an verschiedenen Stellen im Sportentwicklungsplan dieses Muster herauslesen: Wo das Ehrenamt auf dem Rückzug ist, sollen verberuflichte Strukturen einspringen. Das gilt für den Stadtsportbund, der in den Augen der Experten zum Beispiel durch Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes gestärkt werden könnte, aber auch die städtische Verwaltung. Der Fachdienst Schule und Sport sollte laut Expertise in Zukunft verstärkt Sport- und Bewegungskonzepte initiieren, sein Rollenverständnis ändern – und personell gestärkt werden.
Hintergrund der empfohlenen Stärkung des SSB ist, dass die Vereine sich stärker auf ihre Zukunftsplanung konzentrieren und ihre Ressourcen dafür verwenden sollen. Experte Eckl drückte es so aus: „Wenn die Sportvereine sich auf das Jahr 2035 konzentrieren wollen, dann brauchen sie Unterstützung. Ohne den Stadtsportbund wird das nicht funktionieren.“
Sportentwicklungsexperte: Dr. Stefan Eckl stellte den Plan am Mittwoch vor.
Quelle: Emder Zeitung vom 14.10.2022
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