Trommeln kündigen die Boote an – Gäste kommen gerne nach Emden.
Immer beliebter wird die vom Emder Ruderverein veranstaltete Drachenbootregatta „Emden Rund”. An der inzwischen siebten Auflage nahmen insgesamt 36 Boote teil. Diesmal mussten sich bei den großen Booten die Max-Schüler den hauchdünnen Wimpernschlag von einer Sekunde geschlagen geben, es siegte in der Endabrechnung beider Läufe das Team der „LimmerixX”.
Es war einmal mehr viel los auf dem Gelände vom Emder Segelverein (ESV) und Wassersportverein Emden (WSE). „Das sind 720 aktive Paddler, mit ihren Begleitern kommen fast 1000 Gäste für dieses Wochenende nach Emden”, rechnete Cornelius de Boer von der Regattaleitung die Teilnehmerzahl zusammen. „Die Jugendherberge und das Alt-Emder Bürgerhaus sind ausgebucht, und auch in den Hotels in der Stadt ist kaum noch ein Zimmer zu bekommen”, ergänzte Organisator Wilfried Meier.
Viele Stammgäste aus Berlin, Duisburg, Hannover oder Bremen kommen jedes Jahr zur Drachenbootregatta nach Emden. Dabei ist der logistische Aufwand recht groß, denn einige Vereine bringen ihr eigenes Boot mit. Für die anderen stellt der Emder Ruderverein die Boote zur Verfügung. Die gesamte Veranstaltung ist nur möglich, weil sich auch die benachbarten Vereine, ESV und WVE beteiligen. Beide stellen ihr Gelände zur Verfügung und unterstützen mit vielen ehrenamtlichen Helfern bei der Versorgung der Sportler und deren Begleiter. „Das ist ganz toll, dass die beiden Vereine das machen“, sagte Meier, und bedankte sich für die Hilfe der Nachbarn und schloss dabei auch die über 30 Helfer seines eigenen Vereins mit ein: „Ohne ehrenamtliche Helfer geht es nicht.“ Unterstützt wurde die Veranstaltung erstmals von Ostfriesischen Volksbank.
Das erste Highlight des Drachenbootrennens fand bereits am Freitagabend statt. 19 Drachenboote, fünf Motorboote und mehrere Kanuten beteiligten sich an der traditionellen Lampionfahrt durch „die grüne Hölle“ des Emder Stadtgrabens. Am Sonnabendmorgen absolvierten zunächst alle Mannschaften nacheinander eine gemeinsame 3,2 Kilometer lange Strecke. Nach dem Start an der Einmündung zum Trecktief ging es über den Emder Stadtgraben am Krankenhaus vorbei, unter der Auricher Straße hindurch in Richtung Wasserturm am Hauptbahnhof.
Ihr ganzes Können musten die Steuerleute in den Kurven aufbringen
Von weitem waren die Boote schon hörbar: Die Trommler gaben alles und trieben ihre Paddler zu Höchstleistungen an. Ihr ganzes Können musten die Steuerleute in den Kurven aufbringen, um die mit 18 Paddlern und einem Trommler und Taktgeber besetzten Boote sicher über den Parcours zu bringen. Die größte Herausforderung wartete an der Kunsthalle auf die Teilnehmer. In einer Spitzkehre mussten die Boote vom Stadtgraben scharf rechts in den Alten Graben in Richtung Neutorstraße abbiegen. Die erfahrenen, zumeist vom Emder Ruderverein gestellten Bootsführer, nahmen zuvor das Tempo aus dem Boot, um dann gleich nach dem Einpendeln in die neue Fahrtrichtung ihre Mannschaft zur Höchstleistung anzuspornen. Wer nicht aufpasste, landete an der Steinmauer der Volkshochschule. Zur Sicherheit hielt sich an der Stelle ein Schlauchboot der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft für alle Fälle bereit.
Nach der langen Geraden entlang der Straße „Zwischen beiden Bleichen“ kam nach einer Linkskurve unter der Wolthuser Straße das Ziel für die Boote in Sicht. Da konnten die Teams noch einmal alles geben, bis die Glocke der Zielrichter ertönte. Noch einmal starteten die Funboote am Nachmittag über die gleiche Strecke. Die Sportteams fuhren eine Acht mit einer Passage durch das Hinter Tief und mussten in jedem Lauf 4,2 Kilometer zurücklegen. „Die Fahrt durch das Hinter Tief ist wegen der niedrigen Wassertiefe sehr kraftraubend”, sagte de Boer.
Fünf beziehungsweise sechs Boote fuhren im Abstand von zwei Minuten los
Um Zusammenstöße zu vermeiden, wurden die Sportboote am Nachmittag bei den Starts zur Schleife in vier Blöcken gestartet. Fünf beziehungsweise sechs Boote fuhren im Abstand von zwei Minuten los, der nächste Block wurde erst dann gestartet, wenn das letzte Boot des vorherigen Blocks zum zweiten Mal in das Hinter Tief abgebogen war. Am Vormittag schickte Hella Gembler die Boote alle drei Minuten auf die Reise, die neuralgischen Punkte an der Einmündung des Larrelter Tiefs kurz vor dem Wasserturm und an der Spitzkehre an der Kunsthalle waren mit Streckenposten besetzt. An der Kunsthalle passten Hinrich Groenhagen und Eckard Landau auf, dass die Bootsführer das Tempo drosselten. Schon bevor die mit Hartmut Brinkmann, Wiebke und Tomma Kleingarn besetzte Zeitnahme am Ziel die Information eines nahenden Bootes vom Brückenposten an der Nordertorstraße bekam, hörten sie schon das „Bumm, bumm, bumm“ der Trommler. Das Ziel vor Augen gaben die Besatzungen noch einmal alles, bis Tomma Kleingarn mit ihrer Glocke den Zieldurchlauf bekannt gab. „Bis heute Mittag hat noch kein Boot ein anderes überholt”, sagte Brinkmann.
Die Rennstrecke war übrigens für andere Boote und Schiffe gesperrt. Darauf achteten unter anderem auch die Wasserretter der DLRG mit ihren Schlauchbooten. „In den letzten Jahren wollten trotz der Bekanntmachung auch in den Zeitungen immer wieder Bootjefahrer in den Stadtgraben hineinfahren”, sagte Cornelius de Boer und fügte hinzu: „Die drehten dann missmutig wieder um.“
Quelle: Emder Zeitung vom Montag, 24. September 2018, Seite 21
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