Rekordbeteiligung zum runden Geburtstag

Ein großartiges Lauffest zum runden Geburtstag: Der 40. Emder Silvesterlauf ist am letzten Tag des Jahres 2018 mit einer Rekordbeteiligung und sehr guten Laufzeiten über die Bühne gegangen. Mit 990 Anmeldungen lag der 40. Silvesterlauf noch einmal um fast 50 höher als im vergangenen Jahr. Auch die 937, die über beide Distanzen ins ZIel kamen, waren deutlich mehr als im vergangenen Jahr, wo es unter 900 Finisher waren. Nach dem Eindruck der beiden Cheforganisatoren Michael Janßen und Michael Dannecker waren es auch nochmal mehr Zuschauer, die den Zieleinlauf vor dem Rathaus, am Rathausplatz und dann Am Delft bis Höhe Hafentor säumten und die Läuferinnen und Läufer mit viel Applaus in Empfang nahmen.

Den Superlativen im Rahmen kann auch die sportliche Seite standhalten. Sieger Lars Schwalm legte ein Höllentempo vor, war mit einer Siegerzeit von 35:53 Minuten noch über eine Minute schneller als im letzten Jahr (36:56). Damals hatte sich der gebürtige Rhauderfehntjer, der in Lübeck studiert, in Kiel trainiert und deshalb für Kiel startet, den Sieg mit dem Ex-Norder David Valentin teilen müssen, der diesmal nicht am Start war. Als es

Schon ein Kilometer Vorsprung auf Friesland

eine Zwischenmeldung gab, dass Schwalm in Höhe der Kolonie Friesland rund einen Kilometer Vorsprung vor dem Zweiten haben sollte, mochte das kaum jemand glauben im Ziel. Zumal als Zweiter dann der in diesem Jahr sehr schnelle Emder LG-Läufer Mahmud Ibrahim ins Ziel kam, nach 39:59 Minuten und damit vier Minuten nach dem Sieger, aber über vier Minuten schneller als im vergangenen Jahr.

Auch die Frauen waren sehr flott unterwegs auf der langen Strecke, Die eher unbekannte und für den Skiclub Heidelberg laufende Laura Jansen, im letzten Jahr Zweite über 5 km, kam nach 45:23 Minuten ins Ziel. Im vergangenen Jahr reichten Laura Steffens 48 Minuten zum Sieg. Sie konnte ihren Titel nicht verteidigen. Die gebürtige Krummhörnerin, auch Führende in der 10-km-Wertung der „Ostfriesischen Sieben”, hatte Dienst als Polizistin und war deshalb Silvester nicht in Emden. Die in diesem und letzten Jahr drittplatzierte Auricherin Verena Flade verbesserte sich ebenfalls um zwei Minuten gegenüber dem Vorjahr. Zweite wurde Katharina Saathoff aus Warsingsfehn.

Auf der kurzen Strecke war im Zieleinlauf zu sehen, dass es in Emden einen starken Laufnachwuchs gibt: Die drei Erstplatzierten in der Frauenwertung laufen alle noch in Jugend-Altersklassen. Zwar waren Siegerin Jonna Kosic, die Zweite Vanessa Busse und die Dritte Merit Klus einen Tick (etwa 30 Sekunden) langsamer als die drei auswärtigen Siegerinnen im letzten Jahr, aber ihre eigenen Zielzeiten verbesserten sie. Vanessa Busse war im letzten Jahr krankheitshalber nicht dabei und ging auch diesmal leicht angeschlagen ins Rennen. Aber für die Laufserie „Ostfriesische Sieben”, deren Schlusslauf der Silversterlauf erstmals war, brauchte sie diesen Lauf unbedingt noch. Und: Sie musste schneller als alle „Sieben”-Konkurrentinnen sein. Härteste Verfolgerin war Merit Klus, die knapp hinter Vanessa blieb.

Auf der kurzen Strecke schneller als 2018

Auch die Männer waren auf der kürzeren Strecke ein bisschen schneller als im letzten Jahr. Sieger Matthias Heinken vom Norder TV, der in diesem Jahr bei vielen Rennen in der Spitzengruppe mitlief, brauchte nur 16:09 Minuten für das Stück bis zur Kolonie Friesland und zurück.

Wie schon im vergangenen Jahr, war die Beteiligung am 5-km-Lauf größer als über die längere Strecke: 551 liefen 5 km, 386 absolvierten die lange Tour um den Binnen- und Jarssumer Hafen herum. Dabei machte das Wetter allen gleichermaßen Spaß: Nicht zu kalt, nicht zu warm, vor allem trocken war es – und auf der langen Geraden am Emsdeich/Südkai herrschte kaum Wind. „Es war sehr angenehm zu laufen dort”, erzählte unter anderem Rebecca Damm nach dem Rennen. Allerdings waren teilweise viele Autos auf der Strecke unterwegs. Die Fahrer hätten sich aber alle sehr vernünftig verhalten.

Unter den Aktiven war diesmal ein gefühlt rekordhoher Anteil an Nicht-Emdern. Dazu mag beitragen, dass es in Oldenburg keinen Silvesterlauf mehr gibt. Dazu kommt, dass ehemalige Ostfriesenkinder auswärts studieren, zum Silvesterlauf aber gerne hier sind und offenbar vermehrt auch Menschen aus der neuen Lebensumgebung mitbringen. Außerdem haben viele Läufer auch im Urlaub immer ihr Laufzeug mit, sodass sich in jedem Jahr immer auch Touristen anmelden und in Emden aus dem Jahr laufen.

Die Lauftreffs waren wieder stark vertreten

Stark vertreten waren auch wieder die Lauftreffs. Die noch sehr jungen aus Suurhusen und Loppersum waren dabei. Und der Lauftreff des TuS Hinte demonstrierte das dritte Mal hintereinander, dass sie das „Eintracht” im Vereinsnamen als Verpflichtung ernst nehmen: Sie liefen – bis auf ein paar Schnelle, die auf die große Strecke gingen – gemeinsam die 5 km, kamen in der großen Gruppe nach 34 Minuten gemeinsam ins Ziel.

Jenseits aller sportlichen Ansprüche absolvierten zwei Männer die Strecke: Werner Steenblock, der zu den 15 Teilnehmern des 1. Emder Silvesterlaufes gehörte, hatte sich wie angekündigt die Strecke erwandert – und war rechtzeitig zum eigentlichen Start wieder zurück, um den anderen zu applaudieren. Und Herbert Weitzel benötigte 1:05 Stunden für die 5 km – im strammen Walking-Schritt. Als er sich anmeldete und sein Geburtsjahr nannte, staunte Organisator Dannecker nicht schlecht: Jahrgang 1929, 89 Jahre alt!

Auch, wenn es nun im dritten Jahr auch beim Emder Silvesterlauf eine elektronische Zeitmessung gibt, steht gerade dieser Lauf für ein entspanntes Laufen, das nicht nur vom Blick auf die Uhr bestimmt ist. Nur so ist die sehr hohe Teilnehmerzahl zu erklären, für die die beiden Hauptverantwortlichen nur eine Reaktion hatten: „Das ist der Hammer. Und das an einem Montag.”

Entsprechend dankbar zeigten sie sich auch zu Beginn der Siegerehrung in der Emsschul-Turnhalle. Dank gab es für die Jugend der Emder LG, die Kaffee und Kuchen servierte, das THW, die Rettungsdienste und alle anderen Helfer und Sponsoren. Das erste Mal gab es eine Schweigeminute zu Beginn der Siegerehrung zum Gedenken an verstorbene Lauffreunde. „Mann kann darüber diskutieren, ob so etwas hierhin gehört, aber wir finden es angebracht”, sagte Dannecker einleitend. Konkrete Namen wurden allerdings nicht verlesen.

Dass es auch im nächsten Jahr großes Interesse geben wird, ist sicher: Als der letzte Läufer im Ziel war, kam ein junger Mann auf Michael Janßen zu und fragte: „Kann ich mich jetzt schon für nächstes Jahr anmelden?” Das ging zwar nicht, aber das Wann und Wie nahm der Mann mit. Im nächsten Jahr steht zwar kein Jubiläum an, aber nach den 990 Meldungen in diesem Jahr steht eine Frage schon jetzt über dem Silvestertag 2019: Knackt der Silvesterlauf die Tausend-Teilnehmer-Marke? Bis dahin gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer Läufe.

Quelle: Emder Zeitung vom Mittwoch, 2. Januar 2019, Seite 15
www.EmderZeitung.de